stéphane hessel - so geht es nicht weiter

radio orf1, freitag 21. oktober 2011, 16:00 uhr

"so geht es nicht weiter!" michael kerbler im gespräch mit stéphane hessel, holocaustüberlebender und französischer diplomat

stéphane hessel, der mit seinem schmalen buch "empört euch!" im jahr 2010 einen bestseller erzielt hat, ruft mit seinem neuen buch "engagiert euch!" erneut zu einem kraftvollen aufbruch - adressiert vor allem an die europäische jugend - auf.

hessel, sohn des schriftstellers franz hessel und der journalistin helen grund, hat sich 1941 der französischen widerstandsbewegung "résistance" gegen die nazis angeschlossen, wurde verhaftet und ins kz buchenwald deportiert, aus dem er im april 1945 entkommen konnte. hessel hat an der entstehung der charta der menschenrechte mitgewirkt. diese charta beziehungsweise die darin festgeschriebenen grundwerte bilden für hessel das fundament für die strategien des aufbruchs, die die notwendigen gesellschaftlichen veränderungen angesichts "starker finanzmächte und schwacher regierungen" (hessel) möglich machen sollen: gewaltlosigkeit, gelassenheit, eine haltungsänderung vom "ich" in richtung "wir".

hessel verweist zweifler nachdrücklich auf die überwindung des kolonialismus, des stalinismus, aber auch auf den sturz des nationalsozialistischen regimes, die zu ihrer zeit zwar als erwünscht, aber als unüberwindbar galten. hessel, diplomat mit jahrzehntelanger erfahrung, will im prozess der gesellschaftlichen veränderung auf nationaler ebene nicht auf das parlament und im globalen kontext nicht auf institutionen - wie zum beispiel auf die uno - verzichten. deshalb fiel die wahl für den ort der begegnung mit stéphane hessel auf das parlament in wien.

parlamentspräsidentin dr. barbara prammer hat stéphane hessel und michael kerbler eingeladen, ihr gespräch über den neuen aufbruch und die strategien, demokratie und parlamentarismus - die vielen menschen heute als gegensatz erscheinen - wieder deckungsgleich zu machen, dort zu führen, wo üblicherweise der nationalrat tagt: im plenarsaal, dem zentrum des parlaments.