die akte kissinger

henry alfred kissinger (* 27. mai 1923 in fürth als heinz alfred kissinger) ist ein us-amerikanischer politikwissenschaftler und politiker (republikanische partei). der deutschamerikaner kissinger spielte in der außenpolitik der vereinigten staaten zwischen 1969 und 1977 eine zentrale rolle; er war vertreter einer harten realpolitik wie auch einer der architekten der entspannung im kalten krieg. von 1969 bis 1973 war kissinger nationaler sicherheitsberater, von 1973 bis 1977 us-außenminister. 1973 erhielt er gemeinsam mit Lê Đức Thọ (verzichtete auf den preis) den friedensnobelpreis für das friedensabkommen in vietnam.

im jahre 2010 bekannt gewordene bzw. zur veröffentlichung freigegebene tonbandmitschnitte von gesprächen des us-präsidenten nixon, außenminister kissinger und anderen offenbarten empörend kaltherzige äußerungen kissingers, der z. b. nach einem treffen mit der israelischen premierministerin golda meir, in denen sie dringend um amerikanischen druck bat, um mehr sowjetische juden freizubekommen, zu nixon gewandt am 1. märz 1973 gesagt hatte: “die auswanderung von juden aus der sowjetunion ist kein ziel der amerikanischen außenpolitik. und wenn sie die juden in der sowjetunion in die gaskammern schicken, ist das auch kein amerikanisches problem. es ist vielleicht ein humanitäres problem”.

am 28. jahrestag des putsches in chile, dem 11. september 2001, reichten anwälte einer chilenischen menschenrechtsorganisation klagen gegen kissinger, augusto pinochet, hugo banzer, jorge rafael videla und alfredo stroessner ein. gleichzeitig erfolgte beim bundesgerichtshof in washington, d.c. eine zivilklage gegen kissinger und richard helms, hintergrund waren cia-aktivitäten in chile im vorfeld des putsches 1973. das east timor action network, die international campaign against impunity und das instituto cono sur betreiben seit 2002 das projekt kissinger watch, das informationen über die strafverfolgung kissingers veröffentlicht.

bekannt wurde ebenfalls eine rolle kissingers und des us-präsidenten gerald ford bei der indonesischen invasion osttimors, die von dezember 1975 bis februar 1976 etwa 60.000 opfer kostete. kissinger bestritt, überhaupt von den plänen für die invasion gewusst zu haben, bis durch die us-behörden aufgrund des freedom of information act freigegebene dokumente das gegenteil aufzeigten. unter anderem seymour hersh griff kissinger massiv an und machte ihn unter anderem für den tod vieler zivilisten in vietnam und kambodscha persönlich verantwortlich.

umgekehrt werteten einige falken kissingers beitrag zur entspannungspolitik und zu besseren beziehungen mit der volksrepublik china als appeasement gegenüber dem kommunismus. kissingers verhalten hätte so indirekt zu massakern in indochina (laos, kambodscha-genozid, der tragödie der boatpeople) und später (unter carter) zur sowjetischen invasion in afghanistan geführt.

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kissinger: bilderberger und ein kriegsverbrecher

kissingers langjährige tätigkeit an zentralen schaltstellen der us-amerikanischen außenpolitik wurde wie diese auch intensiv kritisiert. insbesondere kissingers rolle beim putsch in chile 1973 sowie eine vermutete beteiligung an der operation condor führte bis heute zu mehreren gerichtlichen vorladungen in verschiedenen ländern, denen kissinger allerdings nie nachgekommen ist.

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